Man trifft noch überall in Prag auf seine Spuren. Hier steht noch Kafkas Geburtshaus, in dem er 1883 zur Welt kam. Hier ist seine Schule ebenso zu sehen wie seine Universität, die er als Doktor der Rechtswissenschaft verliess. Hier steht noch das Haus der „Arbeiter-Unfallversicherung“, für die Kafka als Jurist 14 Jahre tätig war. Hier steht noch die Synagoge, die Kafka besuchte und hier in Prag befindet sich seit 1924 auch sein Grab. Und vor allem: In dieser Stadt erlebte Kafka seinen Durchbruch als Schriftsteller mit der Erzählung „Das Urteil“, die er in einer einzigen Septembernacht des Jahre 1912 niederschrieb, Auftakt zu einem Werk, dass ihm posthum Weltruhm eintragen sollte. Gründe genug, Kafkas Spuren in Prag nachzugehen, um dann umso motivierter vom Leben ins Werk einzutauchen. Genau das wird auch in Marienbad geschehen, in dem ein anderer Grosser der Weltliteratur seine Spuren hinterlassen hat: Johann Wolfgang Goethe. Im Alter von 72 hatte er sich 1821 in diesem böhmischen Kurort in die 17jährige Ulrike von Levetzow verliebt, zwei Jahre später lässt der Altgewordene und Verwitwete „Dichterfürst“ der 19jährigen sogar einen Heiratsantrag machen. Abgewiesen, verleiht Goethe in einem ungemein dichten „Klagelied“ seinen Gefühlen von Enttäuschung und Entsagung Sprache. Seine einzigartige „Marienbader Elegie“ hat bis in die Literatur des 20. Jahrhunderts Wirkungen erzielt. Stephan Zweig würdigt ihre Entstehung als eine der „Sternstunden der Menschheit“ (1927), Martin Walser baut die prekäre Geschichte zu einem grossen Roman aus: „Ein liebender Mann“ (2008). Die Elegie ist Teil des lyrischen Alterswerks von Goethe (beginnend mit dem „West-östlichen Divan“, 1819), das im Zentrum unserer Goethe-Lektüre stehen wird.
Prof. Dr. K.-J. Kuschel
Einen Film über das böhmische Bäderdreieck hat der ARD-Korrespondent Osterhage erstellt.
Literaturempfehlungen:
- Johannes Urzidil: Goethe in Böhmen, Zürich 1981
- Miroslav Wajs: Westböhmen in Goethes Leben, Werk und Wirken, Karlsbad 1972
- Goethe und Österreich, hg. v. Herbert Zeman und Elisabeth Buxbaum, Wien 1999
- Friedemann Bedürftig: Die lieblichste der lieblichsten Gestalten. U. v. Levetzow, München 2004
- Martin Walser: Ein liebender Mann, Reinbek 2009
- Stefan Zweig: Die Marienbader Elegie. In: Ders.: Sternstunden der Menschheit, Leipzig 1927 u.ö.
- Goethe als Literaturfigur, hg. v. A. Honold, E.-A. Kunz u. H.-J. Schrader, Göttingen 2016 (v.a. Beiträge von Evelyne Polt-Heinzl und Ioana Craciun).
Ein Reisebericht von Josef Konrad über Marienbad.
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„Ach, Ulrike“ – der etwas melancholische Seufzer, den Walser zufolge Goethe in seiner verliebten Sprachlosigkeit ausstößt – er könnte genauso Marienbad gelten: „Ach, Marienbad“. Marienbad hat etwas von einem Traum, man glaubt manchmal noch die Walzer zu hören, die hier in der guten alten k. u. k. Zeit gespielt wurden, man sieht die Paare, er mit Zylinder, sie im langen Krinolinenkleid, durch die Wandelhalle schlendern, den anderen Paaren freundlich zunickend. Die Einfachheit der ersten Jahre, die Goethe in dem neuentwickelten Kurort in den 1820er Jahren erlebte, sie war einer Mondänität gewichen, die gekrönte Häupter aus aller Welt anzog. Der häufigste Besucher war Edward VII. von England, der hier seine Gicht (und sein Übergewicht) kurierte – eine Werbung ohne gleichen für den aufstrebenden Kurort. Natürlich hat sich Marienbad seitdem verändert, aber vieles ist auch geblieben, wird liebevoll wieder hergerichtet: man ist stolz auf die königliche Badewanne, stickt immer wieder Kronen in die Teppichmuster, nennt sich Royal Spa – und hat sogar einen Royal Golf Club. Und auch die Natur beschenkt Marienbad weiterhin reichlich: mit zahlreichen Quellen, denen man genau diese Heilwirkungen zuschreibt, mit der einzigartigen Gasquelle, die das Kohlendioxid (und ein wenig mehr) für die Gasbäder und das Quaddeln, aber auch den „Champagner-Effekt“ der Mineralbäder beisteuert.

Anreise nach Prag - dort zwei Übernachtungen und Stadterkundung auf Kafkas Spuren. Von dort fahren wir nach Marienbad, wo wir Quartier beziehen werden und von dort aus Karlsbad, Franzensbad, Eger und das Kloster Tepl in Halbtagesausflügen erkunden werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, nur den Reiseteil in Marienbad zu buchen.
2 ÜF im 4*-Hotel und 1 Abendessen in Prag, 7 ÜF/HP im 4*sup-Hotel Hvezda/Imperial in Marienbad, Entspannungskur mit 12 Anwendungen, Transfers, Ausflüge, Lesungen, lit. Reiseltg. Prof. Dr. K.-J. Kuschel, ab € 1.548 im DZ, EZZ: € 159. Auch als reiner Aufenthalt in Marienbad buchbar, bitte sprechen Sie uns an.
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