Im Banne des Blocksbergs: Der Harz, Literatur, Kultur und Architektur ‒ mit Prof. Dr. Hans-Jürgen Schrader, Literaturwissenschaftler aus Genf, und Daniel Leis, M. A., Kunsthistoriker aus Mainz
In die Traum- und Zaubersphäre
Sind wir, scheint es, eingegangen. …
Durch die Steine, durch den Rasen
Eilet Bach und Bächlein nieder.
Hör’ ich Rauschen? Hör ich Lieder? …
Und das Echo, wie die Sage
Alter Zeiten hallet wider.
Goethe: Faust, Walpurgisnacht
Und die Katz’ ist eine Hexe,
Denn die schleicht, bei Nacht und Sturm,
Drüben nach dem Geisterberge
Nach dem altverfall’nen Turm.
Dort hat einst ein Schloss gestanden,
Voller Lust und Waffenglanz;
>Blanke Ritter, Frau’n und Knappen
Schwangen sich im Fackeltanz.
Heine: Die Harzreise
Der Harz und sein Vorland hat nicht nur die Dichter in seinen Bann gezogen, die ihn bereist und uns seinen Sagenschatz und ihre Reiseimpressionen wiedererzählt haben, Modelle, die auch unser Erleben befördern. Klopstock und Goethe, die Brüder Stolberg und Bürger, Heine, Fontane und immer wieder Raabe, aber auch H.C. Andersen, Joseph Roth oder Thomas Rosenlöcher sind nur einige der literarischen Harzwanderer, denen wir immer wieder begegnen werden. Aber das stellenweise gar schroff aus der eiszeitlich plattgewalzten norddeutschen Tiefebene aufragende Gebirge ist weit älteres Kulturland, auf dessen Monumente und Spuren wir allenthalben stoßen können. Karl der Große hat hier bei der Christianisierung der Sachsen eine heidnische Irmensäule und das Standbild des Götzen Krodo niederlegen lassen, die sächsisch-salischen Kaiser und die Ottonen haben hier (wo auch „Herrn Heinrichs Vogelherd“ stand) im frühen Mittelalter ihre Pfalzen angelegt, von denen aus sie das Reich regiert haben, haben machtvolle Klöster und Kathedralen gegründet, das Entstehen des Bergbaus und reicher Städte befördert. Was nach dem Zweiten Weltkrieg in zwei deutsche Staaten zerfiel, ist heute wieder ‒ mit anhaltend merkbaren Eigenprägungen ‒ (Länder Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) zusammengewachsen und als ein zusammengehöriger Kulturraum erlebbar. Die lange Teilung jedoch mit ihren den ganzen Oberharz durchschneidenden Grenzanlagen hat manche Zerstörungen der Moderne von dieser „sagenhaften“ Region ferngehalten und lässt neben touristischen Anziehungspunkten viel höchst reizvoll Erhaltenes im großen Naturpark und im still gebliebenen Winkel entdecken.
Zu den blühenden Städten wie zu den verschwiegenen Orten, wo sich Dornröschen auch heute noch wachküssen lässt, führen uns von unserem Stammquartier in Wernigerode aus der aus Bad Harzburg gebürtige Genfer Literaturprofessor Hans-Jürgen Schrader und der Mainzer Kunst- und Architekturfachmann Daniel Leis.
Lassen Sie sich nach der Anreise übers literaturgeschichtlich reiche Göttingen (erste Nacht) mitentzücken von Ebergötzen, Osterode und Clausthal-Zellerfeld, vom ersten Brockenblick am Torfhaus und dem weiland Residenzstädtchen Wernigerode, von den (schon von Goethe erforschten) Höhlen bei Rübeland, den Fontane-Stätten in Treseburg und Thale, von den auch einstigen Residenzen Blankenburg und Stolberg, von Halberstadt im Harz-Vorland mit Gleim-Haus und Dom und den Kaiserpfalz-Orten Goslar, Bad Harzburg und Quedlinburg (Klopstock, Stiftskirche als Welterbe, von ebenso eindrücklicher Romanik in Gernrode, auf der Rückfahrt im einst kurmainzischen Heine- und Storm-Gedenkort Heiligenstadt (Übernachtung vor der Heimreise).
