Lingua & Cultura Tours Newsletter 9/2019 O Täler weit, o Höhen - Schlesien - 7.-14.09.2019
Kein Dichter hat Schlesien eindrucksvoller besungen als Joseph Freiherr von Eichendorff in seinem "Abschied". Geboren 1788 bei Ratibor in Oberschlesien nahm er aktiv als Lützow'scher Jäger an den Befreiungskriegen teil. Als katholischer Beamter in Preussen war er u. a. in Danzig und Königsberg tätig. Er starb 1856 in Neisse in Oberschlesien, wo ein älteres Ehepaar in den "2000er Jahren" mit viel Eigeninitiative ein Denkmal für ihn in der Nähe seines Grabes errichten ließ. Ein Beispiel für die gar nicht so wenigen (manche sagen 300.000) Oberschlesier, die trotz der Vertreibung in Polen blieben und dort erst nach der Wende wieder als deutschstämmig in Erscheinung treten konnten. Erst ab dann gab es z. B. deutschsprachige Gottesdienste und ein deutschsprachiges Gesangbuch dank der Initiative des damaligen Oppelner Bischofs Nossol. | |
Vertreibung und Wiederkehr: ein gelungenes Beispiel auch für die deutsch-polnische Freundschaft "auf der Arbeitsebene": Die Familie von Küster kaufte 1991 zusammen mit einem polnischen Partner die Ruine des ehemaligen Familiensitzes Lomnitz auf und renovierte Schloss und Park. Wir sind seit 2000 regelmäßig dort. Es ist faszinierend zu sehen, mit welcher Begeisterung und welchen persönlichen Einschränkungen sich die Familie dieser Aufgabe gewidmet hat und widmet. Wir werden auf unserer Reise dort zu einem Kaffeetrinken mit Schlesischem Streuselkuchen einkehren. | |
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Mitteleuropa hatte einfach Glück: Während die Mongolen den Osten Europas und den Nahen und Mittleren Osten dem Erdboden gleich machten, stoppte die Expansion in Schlesien. Zwar hatte sich der schlesische Herzog Heinrich mit einem kleinen Heer den Mongolen entgegengestellt, doch er wurde 1241 bei Wahlstatt vernichtend geschlagen. Das nahe Liegnitz konnte gehalten werden. Ein Erbfall kam den Europäern zu Hilfe. Die Mongolen wollten bei der Nachfolgeregelung für den Großkhan mitreden und zogen sich daher zurück - Teile hielten sich als "Goldene Horde" bis ins 15. Jahrhundert in der Ukraine und Russland. Die Mutter von Herzog Heinrich, Hedwig von Schlesien (von Andechs) wird in der katholischen Kirche als Heilige verehrt. Sie stiftete das Kloster in Wahlstatt, das später von Dientzenhofer und Asam barockisiert wurde. | |
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Schlesien gehörte bis Mitte des 18. Jahrhunderts zur Habsburger Monarche. Als eine der Konzessionen zur Beendigung des 30jährigen Krieges gestand Kaiser Ferdinand III. den Protestanten in Schlesien zu, einige Kirchen zu bauen - als Baumaterial war Holz, Stroh und Lehm zugelassen - und die Kirchenbauten mussten innerhalb eines Jahres fertiggestellt werden. Heute sind die "Friedenskirchen" in Schweidnitz und Jauer UNESCO-Weltkulturerbe. | |
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Friedrich II von Preussen hatte 1740 gerade den Thron bestiegen, als er die Chance sah, das damals österreichische Schlesien zu erobern. Er hatte wohl Maria Theresia nicht ernst genommen. Die letztlich erfolgreiche Eroberung bedurfte dreier Kriege von 1740 bis 1763 und brachte Preussen mehr als einmal an den Rande seiner Existenz. 1744 wurde Friedrich von der Trenck Ordonanzoffizier bei Friedrich II. War es eine "Amoureuse Affaire" mit Friedrichs Schwester Amalie (Bild) oder waren es die verwandtschaftlichen Beziehungen zu seinem Cousin, der als hoher Offizier bei den Österreichern diente? Trenck fiel in Ungnade, wurde in der Festung Glatz interniert und trat von dort eine abendteuerliche Flucht an - nachzulesen in seinen Memoiren bzw. nachzusehen in einer Serie des ZDF aus dem Jahre 1973. | |
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Trotz der Abschaffung der Leibeigenschaft waren bis ins 19. Jahrhundert hinein zwei Drittel der Bevölkerung Schlesiens ihren Grundherren verpflichtet. Neben der Landwirtschaft bildete das Hausgewerbe des Webens einen beachtlichen Teil des Familieneinkommens. Durch das Aufkommen der mechanischen Webstühle fiel diese Einnahmequelle weg - es kam 1844 zu einer Hungerrevolte, die öffentliches Interesse weckte. Künstlerisch aufgearbeitet wurde diese Revolte u. a. von Heinrich Heine (Die schlesischen Weber, 1844), Gerhard Hauptmann ("Die Weber", 1894), von Käthe Kollwitz und von Max Liebermann (Bild). Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. | |
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Dieselbe Zeit, der vorhergehende Regent. Im Riesengebirge steht eine sehr ungewohnte Kirche: die Stabkirche Wang aus Norwegen, dorthin versetzt 1841. Friedrich Wilhelm IV. war zuvor in Norwegen gewesen, war begeistert von Stabkirchen und erwarb schließlich die Wang-Kirche und ließ sie "umziehen". Eine interessante Architektur aus dem 12. Jahrhundert in einer nicht minder faszinierenden Landschaft. Sparen Sie sich den weiten Weg nach Norwegen und schauen Sie sich norwegische Architektur in Schlesien an. Unsere Literaturreise ins "Schlesische Elysium" mit dem Germanisten Ulrich Imig findet vom 7. bis 14.09.2019 statt. Wir werden uns - gewohnt konstruktiv-kritisch - mit Gerhard Hauptmann, Joseph von Eichendorff, Martin Opitz, Andreas Gryphius und anderen Literaten beschäftigen. Dies in der beeindruckenden Landschaft Schlesiens mit dem Hirschberger Tal mit seinen Schlössern, dem Riesengebirge, Schweidnitz, Grüssau, Trebnitz, Breslau und Liegnitz/Wahlstatt. | |
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Informationen finden Sie in unserem Katalog und unter https://www.linguacultura.de/schlesien19 im Internet. Gerne beraten wir Sie auch am Telefon unter 06131 986345. Bei Interesse freuen wir uns über eine zeitnahe Kontaktaufnahme. | |
Herzliche Grüße aus Mainz Renate und Juergen Lingnau
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